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Zur Wallfahrt nach Südfrankreich

 

Bete und Feiere!

 

Eine Woche unter Sinti und Roma in
Saintes Maries de la Mer / Frankreich

 

 

Ein paar Jahre hatte ich darüber nachgedacht nach Südfrankreich zu fahren, um an einer Veranstaltung teilzunehmen, die für die Sinti und Roma ein Höhepunkt des Jahres ist.
Doch was wusste ich bis dahin von dieser Volksgruppe. Ungefähr nichts!
Ja, Zigeuner darf man sie heute nicht mehr nennen. Durch die Politik der Nazis und der Diskriminierung bis in die 90er Jahre hatte dieses Wort nur noch negativen Charakter.
Das französische Gitanes oder Manouches ist gleichbedeutend, aber nicht anstößig.
In Deutschland wird von Roma oft gesprochen, wenn von Clankriminalität die Rede ist.

Also habe ich mich etwas eingelesen und erfuhr, dass die Roma eine Volksgruppe sind, welche vor circa 700 Jahren aus dem nördlichen indischen Subkontinent in Europa eingewandert ist.
Je nachdem wo sie sich niederließen werden sie heute Roma (östliches Europa) oder Sinti (süd-westliches Europa) genannt. Dies ist etwas vereinfacht, da es auch hier noch weitere, kleiner Gruppierungen und je nach Lebensweise auch Untergruppen gibt.

Allen scheint gemeinsam, dass die Großfamilie eine wichtige Bedeutung hat. So war die auch in anderen Kulturen Europas bis vor einigen Jahren/Jahrzehnten der Fall, hat sich aber drastisch verändert.
In ihrer Religion haben sie sich meist, der regional vorherrschenden angeschlossen, so dass es Muslime und Orthodoxe ebenso gibt wie Christen.
Zu einem dieser christlichen Feste brach ich dann im Mai 2024 auf und war gespannt auf meine persönlich, vielleicht sogar privaten Eindrücke.
Jedes Jahr, finden sich am 24. und 25. Mai Sinti und Roma aus vielen Ländern Europas in dem kleinen Ort an der französischen Küste ein. Meist kommen sie aus Frankreich, Spanien, Italien und Ungarn. Zusammen feiern sie das Fest der heiligen Sarah, die im 1. Jahrhundert nach Christus, als Begleiterin der beiden Marien Kleophae und Salome mit einem segellosen Boot angespült worden sein, als sie der Christenverfolgung entflohen.

Sarah, auch bekannt als die schwarze Sarah, Sarah die Bettlerin oder Sarah die Zigeunerin, soll die Menschen in der Camargue christianisiert haben. Allerdings wurde ihre Existenz nie nachgewiesen. Trotzdem erklärten sie die Sinti und Roma zu ihrer Schutzheiligen.
Tausend Reisende und Touristen kommen so jedes Jahr zusammen, um während einer Wallfahrt dieser Frauen zu gedenken.

 

 


 

Was bleibt von meinen Tagen unter den Roma und anderen Pilgern? Das Wichtigste:

Erneut habe ich die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, sich unter die Menschen zu begeben, über die man etwas wissen möchte. Vorgefertigte Bilder aus Bücher, dem Internet und allen anderen Medien können nie den persönlichen Eindruck ersetzen.
Mir sind keine Clans begegnet bei deren Erscheinen die Menschen die Straßenseite gewechselt hätten. Wohl aber sah ich Familien und Menschen, die das Zusammenleben der Generationen als eines ihrer wichtigsten kulturellen Güter zu sehen scheinen.

Mir sind Menschen begegnet, die über Landesgrenzen und tausende Kilometer Entfernung ihre Beziehungen pflegen – will sie vom gleichen Schlag sind. Unabhängig von Nationalitäten oder gesellschaftlichem Stand.

Ich sah Menschen deren Lebensart und Glaube große Schnittmengen zu haben scheinen.
Unabhängig davon wie und woran ich selber glaube, war es schwer von der Intensität wie Sinti und Roma ihren Glauben lebten, nicht ergriffen zu sein.
Am eindrucksvollsten war es, wie Lebensart und Glauben scheinbar eins waren. Gerade noch wurde gebetet um schon im nächsten Augenblick wieder zu einem temperamentvollen Lied zu singen, zu klatschen, zu tanzen. Das Eine gehörte zum anderen.

Ich kann nicht sagen, dass ich nun die Kultur der Roma kenne.
Aber ich habe etwas erleben dürfen, dass den Blick auf diese Menschen verändert hat.

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