Naturfotografie in der Heimat – Corona-Tagebuch Teil 1
2. August 2020Naturfotografie in der Heimat – Corona-Tagebuch Teil 3
22. August 2020Naturfotografie in der Heimat
Corona-Tagebuch Teil 2
Das Reisen in der akuten Coronaphase wurde nahezu unmöglich. Pläne wurde umgeworfen, Touren abgesagt.
Umso wichtiger wurden die Inseln verbliebener Natur in Wohnortnähe.
Früher war der Ort ein richtiges Dorf. Vier Straßen, eine überschaubare Zahl von Häusern, ich kannte ungefähr alle beim Namen. Vier aktive Bauerhöfe gab es dort in meiner Kindheit. Mit den Jahren wurden es immer weniger. Einer hat überlebt.
Die oft durch Wiesen geprägte Landschaft ums Dorf fiel erstmals der Flurbereinigung in der 1970er Jahren zum Opfer. Bauern bekamen Geld, wenn sie Hecken ausrissen und Grenzen neu zogen. Heute bekommen sie Geld, wenn sie Hecken neu pflanzen und alte, wie neue pflegen. Schizophren!
Später wurden aus Wiesen Grundstücke. Grundstücke wurden zu Bauland. Heute gibt es immer noch vier Straßen. Die stehen voll mit Autos. Schon lange kenne ich nicht mehr jeden. Die Einwohnerzahl hat sich geschätzt ver-10facht.
Von den damaligen Kuhwiesen sind nur wenige übriggeblieben. Bis auf eine Ausnahme liegen alle am Rand des „Dorfes“, dort wo das Naturschutzgebiet anfängt.
Da findet man noch Wildtiere. Hier hoppeln Hasen, schnürt der Fuchs, geht nachts der Dachs durch. Der Bussard horstet in den alten Eichen am Waldrand. Rehe äsen in der Dämmerung und hetzen über die Wiese, wenn sie wieder einmal aufgescheucht wurden – durch Fußgänger, Fahrradfahrer oder Hunde im Naturschutzgebiet.
Macht keiner mit böser Absicht. Alle suchen Erholung. Wollen raus, in die Natur. Keiner hat auf dem Schirm was da sonst noch ist, außer Bäumen. Viele wundern sich wenn ich ihnen erzähle, daß es dort Rehe gibt, oder Dachse, oder, oder…
So könnte auch der Spaziergang ums Dorf zur kleinen Reise, fast zur Safari werden, wenn man sich etwas genauer umsähe, umsichtiger wäre und den Blick vom Smartphone lösen könnte.